Gold als Zahlungsmittel?

Ein Freund aus Jugendzeiten hat sich überraschend gemeldet. Seine berufliche Karriere führte ihn an die Spitze eines weltweit tätigen Finanzunternehmens. Heute ist er auf eigene Rechnung in Finanz- und Medizintechnikbereichen unterwegs.

Den grossen Weltwährungen traut er nicht mehr; die Schuldenlast sei zu gross und weiter steigend. Also brauche es eine Alternative. Bitcoins seien dafür nicht die Lösung. Er verfolgt eine andere Idee: Gold als Zahlungsmittel, also eine goldgedeckte Währung.

Eine App sei in Entwicklung, die mit physischem Gold hinterlegt sei. Wer die App als Zahlungsmittel benutzen will, muss zuerst in die Gold-Hinterlage investieren, das heisst, er muss Gold ins App-Depot kaufen. Das kann er über die App tun, indem er einen Kaufauftrag erteilt und mit seinem Dollar-, Euro- oder Frankenkonto bezahlt. Wenn er einem anderen App-Nutzer etwas schuldig ist, so bezahlt er über die App. Der Wechselkurs CHF/Gold, $/Gold wird täglich aktuell von der Börse übernommen. Vertraut er der Gold-Hinterlage, so äufnet er dort einen Teil seines Vermögens.

Klingt machbar und interessant: Man wird von den Währungsbehörden unabhängig. Gold hat in den vergangenen Jahrzehnten gegenüber allen Währungen zugelegt – auch gegenüber dem starken Schweizerfranken. Nachdem man auf dem Bankkonto keine Zinsen mehr bekommt, ist es nicht nachteilig, dass Goldvermögen unverzinst ist.

Spesenfrei wird das System jedoch nicht sein. Und vor allem funktioniert es nur, wenn das physische Gold-Depot wirklich sicher ist – auch sicher vor staatlichen Zugriffen. Welchem Staat kann man langfristig vertrauen, auch in Krisenzeiten? Und wie werden solche Gold-Zahlungstransfers steuerlich behandelt? Das dürfte je nach Staat verschieden sein. Als Zahlungsmittel kann ein solches App nur breit verwendet werden, wenn eine grosse Zahl von Unternehmen und Personen mitmachen, das App also akzeptieren und benutzen.