Jeff Bezos, der Gründer und Chef von Amazon, meinte kürzlich: Es sind fast nur Brauereien, die Jahrhunderte überleben. Alle anderen Unternehmen haben eine kürzere Lebenszeit.
In meiner Schulzeit - das waren die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts - gab es an der Strasse meines Elternhauses ein Dutzend Betriebe, vermischt mit zahlreichen Wohnhäusern: Eine LKW-Werkstätte, ein Kohlehandel, ein Schweinemästerei, eine Mosterei, ein Druckmaschinenbetrieb, eine Weberei, eine Textilbeschichtung, ein Bauernhof, eine Gärtnerei mit Gewächshaus, ein Elektrizitätswerk für die Stromverteilung mit kleiner Eigenproduktion, eine Spinnerei, ein Metalloberflächenveredelungsbetrieb, ein Stahlbau, ein Folienhersteller. Die für damaligen Verhältnisse grösseren Betriebe hatten eine eigene Schreinerei und eigene Schlosserei.
Von all diesen Betrieben besteht heute, siebzig Jahre später, keiner mehr – mit Ausnahme des Elektrizitätswerks, dieses jedoch ohne Eigenproduktion. Soweit sie nicht einfach liquidiert wurden, ging die Produktion in grösseren Einheiten an anderen Standorten auf.
Die Gründe für ihr Verschwinden werden unter dem Begriff Strukturwandel zusammengefasst: zu klein, zu wenig Platz, zu wenig investiert, zu wenig Innovation, zu hohe Lohnkosten im internationalen Wettbewerb (den es damals kaum gab), keine Nachfolger in der Eigentümer-Unternehmensführung, Zusammenbruch der Nachfrage.
Aktuell ist die Digitalisierung der Turbolader des Strukturwandels; absehbar wird es die Dekarbonisierung unserer Lebensweise sein. Brauereien dagegen bleiben, vielleicht.